Mit nur 1,70 Meter Körpergröße ein Riese zwischen den Pfosten - "Die schwarze Katze": Torwart Al Aumeier stand einst sogar auf Herbergers Notizzettel - Der legendäre Schlussmann des TSV 1861 Straubing ist im Alter von fast 83 Jahren gestorben - Er war 1950 ehrenamtlicher Trainer der Mitterfelser Fussballmannschaft
Er war nur 1,70 Meter groß, aber auf der Torlinie, zwischen den Pfosten, da war er ein Riese: Albert Aumeier, den alle nur "Al" riefen, war nach dem 2. Weltkrieg bis weit in die 50er Jahre hinein einer der besten Fußball-Torhüter in Süddeutschland.
Mehr als ein Jahrzehnt lang hütete die "schwarze Katze" das Tor beim TSV 1861 Straubing, der in dieser Zeit in der 2. Liga Süd vertreten war und dort für die sportlichen Highlights in der 100-jährigen Fußball-Geschichte der Gäubodenstadt sorgte.
Al Aumeier ist am vergangenen Sonntag im Alter von fast 83 Jahren gestorben. Mit ihm ging einer der letzten großen Fußballer des niederbayerischen Traditionsclubs.
Al war ein Tausendsassa auf dem Rasen. Mit dem Ball und am Ball konnte er alles. "Er war nicht nur im Tor gut.", sagt Herbert Distler, "er hätte jederzeit auch einen guten Rechtsaußen abgegeben." Der heute 75-Jährige war früher selbst als Linksaußen lange Jahre eine der Stützen des TSV Straubing. In der Rückrunde 1955 begann Distlers Karriere. Da war Aumeier mit 30 Jahren schon ein alter Hase, die großen Namen im Straubinger Fußball wie Ernst Otto, Ernst Hammerschmid, Kar! Holzapfel, Ede Boxleitner, Paul Buhl, Max Grüll oder der Zollner Max und der Parzl Sepp - sie alle verließen sich auf die Fangkünste von Al Aumeier im Tor.
Das Talent lag im Blut der Familie Aumeier. Die vier Söhne waren alles Ausnahme-Fußballer. Die älteren Brüder Rupert und Josef mussten ihr Leben im 2. Weltkrieg lassen, der jüngere Ernst spielte viele Jahre als Leistungsträger in Schweinfurt höherklassig. Sie alle waren Feldspieler, und auch Al startete seine Karriere als Stürmer. Doch dann verletzte sich der Torhüter seines Teams und Al musste zwischen die Pfosten. Er erledigte diese Aufgabe bravourös - aus dem Stürmer wurde ein Torwart.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der junge Aumeier schnell die Nummer eins beim TSV Straubing. Bald kannte jeder den kleinen Al, der sich mit seiner Sprungkraft und seinen Reflexen als "schwarze Katze" einen Namen machte. "Ja, der Al, das war ein wieselflinker Bursch", sagt Heinz Tischler, der lange Jahre bis zuletzt der beste Freund von Al Aumeier war. Er war in den 50er Jahren als Talent aus Zwiesel nach Straubing gekommen und von der Familie Aumeier als Untermieter lange, da waren Al und er die besten Freunde. Für Heinz Tischler steht fest: "Der Al, das war ein Aushängeschild für den niederbayerisehen Fußball. " Auch höherklassige Teams wurden auf den kleinen Aumeier aufmerksam. Sogar Sepp Herberger soll den Torhüter auf der Liste für sein B-Team gehabt haben, Aber all das wäre für den Familienmenschen nicht das Richtige gewesen. "Er war am liebsten zu Hause", sagt Erna Aumeier, die Ehefrau von Al. Zu Hause, das war Straubing, das war Alburg. 1958 war Schluss beim TSV Straubing. Die neue Herausforderung hieß FC Alburg, den Aumeier in den folgenden Jahren als Trainer im Senioren- und Jugendbereich und als Vorsitzender weit nach vorne brachte.
Comeback mit 40
Und als Aktiver: In der Saison 65/66 feierte er noch einmal ein Comeback zwischen den Pfosten. "Er war auch mit 40 Jahren noch ein klasse Torhüter". sagt Alfons Heitzer, der damals überragende Mittelstürmer im Team, der auch bei Margit Aumeier, Al's Tochter, mitten ins Herz traf: Margit Aumeier wurde Margit Heitzer. Und Alburg wurde Meister der B-Klasse, stieg in die A-Klasse auf. Al Aumeier übernahm das Traineramt. 1970 führte er die Mannschaft in die Bezirksliga. Danach war Schluss.
Fußball spielte in Al Aumeiers Leben - hauptberuflich Marktleiter im früheren DEZ - auch die Jahre danach eine zentrale Rolle. Ganz oben stand bis zuletzt sein TSV. Im Dezember vergangeneu Jahres erlitt Albert Aumeier einen schweren Schlaganfall und war ans Bett gebunden. Seine Frau Erna verhinderte. dass er ins Krankenhaus kam und pflegte ihn zu Hause liebevoll. Wenn Besuch kam. wurde auch vom TSV erzählt und meist nichts Gutes. "Mei, an TSV, den konnst vergessen!"
Sowas konnte der Al gar nicht hören: "Mei, an TSV konnst vergessen - ja spinnen denn die alle?" Leider nicht, möchte man dem guten Al mit auf den Weg geben. Vielleicht kann er ja dort oben bei Gelegenheit mal ein gutes Wort für seine Weiß-Blauen einlegen".
Straubinger Tagblatt, 14.10.2009